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NEWSLETTER
14.09.2015
 

Wahlkampf 2015: Die Parteien in den Medien | Newsletter 34

Maximilian Schubiger, David Zumbach und Marc Bühlmann, Année Politique Suisse, Universität Bern

Wochenstatistik
In der Kalenderwoche 37 (7. bis 13.9.2015) registrierte Chronik-ON insgesamt 33'083 Artikel aus 80 Schweizer Online-Medien. In 3'752 Artikeln wurde mindestens eine der sieben grössten politischen Parteien der Schweiz genannt. Der Anteil parteipolitisch relevanter Artikel am Gesamtvolumen der online-medialen Publikationen lag bei 11,3% und damit auf dem höchsten Stand seit Anfang März.



Wochenrückblick: Courant normal?
Auch vergangene Woche war die SVP die meistgenannte Partei in den Online-Medien, sie setzt damit den nunmehr über Wochen anhaltenden Verlauf weiter fort. Bemerkenswert ist der vergangene Mittwoch, als für die Volkspartei fast 90 Nennungen auf 1000 Artikel registriert wurden. Seit Beginn der Erhebungen Ende Januar wurden solch hohe Werte nur im Kontext mit eidgenössischen Abstimmungen oder kantonalen Wahlen verzeichnet. Ein Signal für die definitive Lancierung des Wahlkampfes?

Nicht ganz, zumindest nicht, wenn man die Ergebnisse für die SVP an besagtem Mittwoch genauer betrachtet. Es war der Tag der Asyldebatte im Nationalrat und die SVP als Systemkritikerin konnte in diesem Zusammenhang von zahlreichen Nennungen in den Online-Medien profitieren. Das Gleiche gilt jedoch auch für die anderen Parteien, die insgesamt am Anfang der vergangenen Woche häufiger in die onlinemediale Berichterstattung Eingang fanden. Dieses genuin politische Ereignis lässt sich auch in der Vorschau am Dienstag und in der medialen Verarbeitung am Donnerstag noch nachzeichnen. Zum Freitag hin nimmt die Anzahl an Parteinennungen wieder ab. Die Kalenderwoche 37 stand also im Zeichen der Herbstsession, herkömmlicher Parlamentsarbeit also, und weniger im Zeichen der bevorstehenden Wahlen. Das ist allerdings nur ein Erklärungsansatz. Ein zweiter liegt in der Publikation des dritten SRG Wahlbarometers. Dieses beschied der SVP Sitzgewinne im Nationalrat. Das Wahlbarometer war Ursprung zahlreicher Online-Artikel, wovon alle Parteien profitierten. Weil die die SVP und die FDP zu den „Gewinnern“ der Umfrage gehören, wurden sie allerdings etwas häufiger erwähnt.

Mit ihrem zweiten "Wahlsong" versuchte die SVP am Freitag einen weiteren Akzent im Wahlkampf zu setzen. Nachdem bereits Anfang August der Freiheitssong „Wo e Willy isch, isch ou e Wäg“ für Aufsehen sorgte (vgl. Newsletter 28), doppelte die Partei mit einem Verschnitt ihrer selbst nach und zeigte sich im Video zu „Welcome to SVP“ im Agenten-Look und einem Hauch Selbstironie. Das liess die Partei in den Onlinemedien und damit in Chronik-ON jedoch nicht oben auf schwimmen.



Zwischenhoch am Samstag
Zum Wochenende hin wurden die Parteien wieder weniger häufig genannt. Gleichwohl springt das Trio aus SP, FDP und GP ins Auge, das am Samstag nochmals eine Zunahme an Parteinennungen aufweist. Die Sozialdemokraten wollten am Samstag im aargauischen Turgi ihren Wahlkampf mit einem Parteitag nochmals befeuern. Der dazu für eine Rede eingeladene Präsident des EU-Parlaments, Martin Schulz, sorgte für einige Publicity. Daneben verschaffte die Präsidentenwahl bei Travail.Suisse, bei welcher der Berner Grossrat und Nationalratskandidat Adrian Wüthrich (SP) zum Vorsitzenden bestimmt wurde, der SP einige Resonanz in der Online-Medienlandschaft. Dritter Treiber für den SP-Peak am Samstag waren Reaktionen des Parteipräsidenten Levrat, der sich ob der Resultate des Wahlbarometers besorgt zeigte und es sich nicht nehmen liess, vor einem Rechtsrutsch zu warnen.

Die Freisinnigen belegen hinter der SP den zweiten Rang in Samstags-Auszählung. Hierfür sorgten jedoch nicht politische Ereignisse, sondern ein Unfall des Parteipräsidenten Philipp Müller. Der FDP-Politiker war am Donnerstag auf einer Autofahrt auf die Gegenfahrbahn geraten, worauf es zu einer Kollision mit einer jungen Rollerlenkerin kam. Diese musste mit schweren Verletzungen hospitalisiert werden. Erst am Samstag wurde indes bekannt, dass es sich beim Unfallverursacher um den FDP-Präsidenten handelte. Neben dem Ereignis selbst verursachten Müllers Stellungnahmen zum Unfallhergang sowie seine Ankündigung, aus Respekt den eigenen Ständeratswahlkamf vorerst auszusetzen, zahlreiche Medienberichte übers Wochenende. 

Die Grünen, dritte Partei mit einem Hoch am Samstag, zeichneten sich eher als „Mitläufer“ aus. Mit anderen Worten: Ihre Zunahme an Nennungen ist vor allem der Mitberücksichtigung der Grünen Partei in Artikeln mit anderen Parteien geschuldet. Die GP tritt also nicht primär als selbständige Akteurin auf. Zwar widmen sich einige wenige registrierte Artikel dem grünen Nationalrat Bastien Girod (ZH), der als „Mister-Energiewende“ porträtiert wird, das Gros an Nennungen entfällt jedoch auf einen Artikel zur Ständeratswahl im Kanton Aargau: Die bisherige SP-Vertreterin, Pascale Bruderer, wurde darin als quasi gesetzt betrachtet, es zeichne sich aber ein Gerangel um den zweiten Sitz ab, um den sich auch die Grüne-Kandidatin Irène Kälin balgt, die ihrer Partei die entsprechende Anzahl Nennungen generierte.

Fokus Wahlthemen: Asyltrends bei SVP und CVP
Das Asylthema ist nicht erst seit der Debatte vorige Woche im Nationalrat eine der zentralen parteipolitischen Orientierungsgrössen. Betrachtet man die letzten fünf Wochen (3.8.-13.9.) etwas genauer, so zeigt sich, dass sich rund jeder vierte parteipolitisch relevante Artikel mit dem Thema "Asyl" auseinandersetzte. Es vermag kaum zu überraschen, dass in den Online-Medien von allen Parteien die SVP am intensivsten mit dem Asylthema in Verbindung gebracht wurde (vgl. dazu schon Newsletter 28): Fast ein Drittel (32,4%) aller SVP-Artikel enthielt einen Bezug zum bisher herausragendsten Wahlkampfthema. Am anderen Ende dieser Skala finden sich die Grünliberalen. Nur gut 18% aller in den letzten fünf Wochen untersuchten GLP-Artikel beinhalteten auch das Asylthema.

Differenziert man diese Werte für die Asylthematik noch weiter, so zeigt sich bei SVP und CVP im Unterschied zu den anderen Parteien ein ausgeprägter Trend (hier). Nach einem relativ asylintensiven Einstieg in den Monat August sinkt der Anteil Artikel mit Bezug zum Thema gegen Ende August stark ab, um dann auf die Asyldebatte im Nationalrat hin wieder etwas an Fahrt aufzunehmen. Die SVP scheint sich gerade in der Phase, in der unter anderem in Österreich ein abgestellter Lastwagen mit über 70 toten Flüchtlingen entdeckt worden war (27.8.), in ihrem Kernthema zurückgehalten zu haben.


 
  Parteien in den Online-Medien
 
 
Bruderer überragt alle, doch es herrscht Gerangel um Rang 2.
[thumbnail] Pascale Bruderer (SP) wird gemäss az-Umfrage wohl mit grossem Vorsprung als Ständerätin wiedergewählt. Um Platz 2 wird es spannend: Philipp Müller (FDP) besetzt ihn zurzeit. Durch ist er aber noch nicht.
Badener Tagblatt, 12.09.2015
 
Mister Energiewende - Bastien Girod fordert ökologische Nachhaltigkeit.
[thumbnail] Bastien Girod: Der Ständeratskandidat der Grünen mag Rituale, gutes Essen und politische Argumente
Badener Tagblatt, 12.09.2015
 
So läutet die SP die heisse Wahlkampf-Phase ein.
[thumbnail] Rund 200 Genossen haben sich im Aargau gefunden, um die letzte Runde des Wahlkampfes einzuläuten. Stargast war EU-Parlaments-Präsident Martin Schulz, der nur lobende Worte für die SP fand.
Handelszeitung Natur, 12.09.2015
 
SP warnt an Wahlveranstaltung vor Rechtsrutsch.
[thumbnail] Die SP hat sich an einer Veranstaltung in Turgi auf die Endphase vor den nationalen Wahlen eingestimmt. Parteipräsident Christian Levrat betonte die Gefahr eines Rechtsrutsches. Auch Bundesratsmitglieder Simonetta Sommaruga und Alain Berset sowie EU-Parlamentspräsident Martin Schulz hielten Reden.
Schweizer Radio und Fernsehen (SRF), 12.09.2015
 
Travail Suisse: Adrian Wüthrich wird neuer Gewerkschaftsboss.
[thumbnail] Der Kongress von Travailsuisse hat Adrian Wüthrich zum neuen Präsidenten gewählt. Er sitzt seit fünf Jahren für die SP im Grossen Rat des Kantons Bern.
20 Minuten (DE), 12.09.2015
 
Müller nach Vorwürfen des Opfer-Vaters: «Habe Missverständnisse geklärt».
[thumbnail] Nachdem der Vater des 17-jährigen Unfallopfers auch gegenüber der «Aargauer Zeitung» schwere Vorwürfe gegen Philipp Müller erhob, meldet sich der FDP-Präsident nochmals zu Wort. Er hat das persönliche Gespräch mit der Familie gesucht.
Badener Tagblatt, 12.09.2015
 
Philipp Müller setzt Wahlkampf aus.
[thumbnail] Nachdem sich Angehörige der jungen Frau zu Wort gemeldet haben, die bei von Philipp Müller verursachten Unfall verletzt wurde, äussert sich der FDP-Präsident erneut.
Basler Zeitung, 12.09.2015
 
Philipp Müller réduit ses activités politiques.
[thumbnail] Philipp Müller renonce à sa campagne pour le Conseil des Etats. Le président du PLR a subi un accident jeudi à Lenzburg qui a blessé une jeune fille.Philipp Müller avait percuté avec sa voiture un scooter conduit par une jeune femme de 17 ans. Cette dernière a été grièvement blessée aux jambes. Dans un communiqué publié samedi, l'Argovien précise qu'il continuera d'assumer son travail de conseiller national, notamment pendant la session en cours, de même que ses fonctions en tant que président du PLR. Il reste à disposition des médias pour ce qui est des thèmes politiques, mais ne répondra à aucune question au sujet de l'accident. La collision a eu lieu jeudi vers 17h15. La voiture de M. Müller a dévié sur le côté gauche de la chaussée et percuté le deux-roues. Des passants ont donné les premiers soins à la jeune femme et alerté les secours. Le politicien de 63 ans n'a pas été blessé. Une enquête est en cours pour déterminer les causes de l'accident. L'alcootest s'est révélé négatif. M. Müller a dû remettre son permis et sa voiture a été saisie.
La Côte, 12.09.2015
 
Wahlbarometer: Im Parlament zeichnet sich ein Rechtsrutsch ab.
[thumbnail] Wäre Ende August gewählt worden, hätte die SVP einen Wähleranteil von 28 Prozent erreicht, die FDP wäre auf 16,9 Prozent gekommen. Beide Parteien profitieren von bisherigen Nichtwählern.
bzBasel, 09.09.2015
 
Wahlbefragung: SVP legt zu.
[thumbnail] Im dritten Wahlbarometer 2015 vor den eidgenössischen Wahlen zeichnet sich ein Rechtsrutsch ab. Die SVP hätte Ende August einen Wähleranteil von 28 Prozent erreicht und die FDP wäre auf 16,9 Prozent gekommen. Beide Parteien profitieren von bisherigen Nichtwählenden.
schweizerbauer.ch, 09.09.2015
 
Sondaggio Federali: "UDC e PLR in forte crescita".
[thumbnail] Se le elezioni federali si fossero tenute a fine agosto, i partiti di destra sarebbero usciti vincitori dalle urne
Ticinonline, 09.09.2015
 
Nationalrat sagt Ja zur Asylreform.
[thumbnail] Die Asylverfahren in der Schweiz sollen beschleunigt werden. Das ist das Ziel der Reform, die der Nationalrat am Mittwoch beschlossen hat. Die Pläne stiessen wie bereits im Ständerat auf breite Zustimmung. Dagegen stellte sich nur die SVP.
Thurgauer Zeitung, 09.09.2015
 
Nationalrat will Asylverfahren beschleunigen.
[thumbnail] Die Asylverfahren in der Schweiz sollen beschleunigt werden. Das ist das Ziel der Reform, die der Nationalrat am Mittwoch beschlossen hat. Die Pläne stiessen wie bereits im Ständerat auf breite Zustimmung. Dagegen stellte sich nur die SVP.
Basellandschaftliche Zeitung, 09.09.2015
 
Chronik-ON analysiert die Wahlberichterstattung in den Medien. Untersucht werden die Präsenz der Parteien, die Konjunktur der Wahlkampfthemen sowie deren medial begleitete Aufnahme und Bewirtschaftung durch die Parteien im Vorfeld der nationalen Wahlen vom Herbst 2015.
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