NEWSLETTER
03.06.2016
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Newsletter zu den Abstimmungen vom 5. Juni 2016Marc Bühlmann und David Zumbach, Année Politique Suisse, Universität Bern Chronik-ON zu den anstehenden Abstimmungen Volksinitiativen als Schwungräder Mit Chronik-ON kann gezeigt werden, dass dieses Kalkül durchaus aufgeht. Bei den Abstimmungen vom 28. Februar 2016 genossen etwa die SVP mit der Durchsetzungsinitiative als auch die CVP mit ihrer Initiative gegen die Heiratsstrafe vergleichsweise mehr Aufmerksamkeit in den Online-Medien als die anderen Parteien. CVP und SVP wurden in der Zeit vor der Februar-Abstimmung insgesamt auch häufiger genannt als ausserhalb dieser Zeitspanne. Freilich zeigte die Analyse der Durchsetzungsinitiative und der Heiratsstrafe auch, dass das Schwungrad für die SVP wesentlich kräftiger war als für die CVP. Analyse der Vorlagen vom 5. Juni Die Grafiken zu den drei Initiativen zeichnen ein interessantes und sehr ähnliches Bild. Die Basis der Abbildungen bilden jeweils alle Online-Artikel seit dem 1. Januar 2016, bei denen über eine der drei Initiativen berichtet wird. Gezählt wird sodann die Nennung einer oder mehrerer Parteien und/oder Exponenten einer Partei in diesen Artikeln. Abgebildet sind die Anteile von Parteinennungen am Total aller Online-Artikel seit Beginn der Beobachtungen über eine Abstimmungsvorlage am Ende einer Woche. Mindestens zwei Dinge fallen hier ins Auge. Abbildung 1: Die Parteien und die Volksinitiative 'Für eine faire Verkehrsfinanzierung' in den Online-Medien Bemerkungen: Untersuchungszeitraum: 1.1.-3.6.2016; 82 Schweizer Online-Medien; 1404 Artikel mit 2568 Parteinennungen. Die Kalenderwochen 01-10 wurden aufgrund der geringen Anzahl Artikel (Parteinennungen<200) nicht abgebildet.
Abbildung 2: Die Parteien und die Volksinitiative 'Pro Service public' in den Online-Medien Bemerkungen: Untersuchungszeitraum: 1.1.-3.6.2016; 82 Schweizer Online-Medien; 1350 Artikel mit 1661 Parteinennungen. Die Kalenderwochen 01-10 wurden aufgrund der geringen Anzahl Artikel (Parteinennungen<200) nicht abgebildet. Interessant ist zweitens, dass sich bei der Initiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen nicht die „gewohnte“ Reihenfolge der Parteinennungen findet: Auch ausserhalb von Abstimmungskampagnen wird in Online-Medien im Normalfall mehr über die SVP berichtet als über alle anderen Parteien. Der SP und der FDP wird in der Regel am zweithäufigsten onlinemediale Aufmerksamkeit entgegen gebracht. Die CVP und die Grünen folgen in der langfristigen Betrachtung auf den Rängen vier und fünf. Am wenigsten Nennungen erhalten die GLP und die BDP. Insgesamt entspricht die Berichterstattung in den Online-Medien also grob den Wählerstimmenanteilen der Parteien bei den letzten eidgenössischen Wahlen. Bei der Initiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen bringen die SP und die Grünen diese gewohnte Rangliste nun aber durcheinander. Dieser Befund scheint der These von Initiativen als Schwungräder eher zu widersprechen. Weder die SP noch die GP sind Urheber dieses Volksbegehrens und trotzdem erhalten sie mehr Medienaufmerksamkeit. Die direkte Demokratie lässt es also zu, dass Parteien, die sich auch bei Volksbegehren in den Abstimmungskampf einschalten, die nicht aus ihrer Küche stammen, durchaus mehr Platz in den Medien erhalten: So hat etwa die Ja-Parole der Grünen Partei zum bedingungslosen Grundeinkommen – die Grünen sind die einzige im nationalen Parlament vertretene Partei, die das Begehren unterstützen – für Schlagzeilen gesorgt. Die SP wiederum dürfte hier von Mitnahmeeffekten profitieren: Die gehäufte Nennung der Sozialdemokraten in Online-Medien berichten zum bedingungslosen Grundeinkommen dürfte auch damit zu tun haben, dass das Begehren aus ideologischer Perspektive als eher linkes Anliegen betrachtet wird - was sich ja durchaus auch an den abweichenden Parolen einzelner Kantonalsektionen der SP zeigt. Abbildung 3: Die Parteien und die Volksinitiative 'Für ein bedingungsloses Grundeinkommen' in den Online-Medien Bemerkungen: Untersuchungszeitraum: 1.1.-3.6.2016; 82 Schweizer Online-Medien; 1040 Artikel mit 1377 Parteinennungen. Die Kalenderwochen 01-10 wurden aufgrund der geringen Anzahl Artikel (Parteinennungen<200) nicht abgebildet. Referenden als Schwungrad? Wie sieht es nun aus mit dem Referendum gegen die Änderung des Asylgesetzes? Kann die SVP ihr Veto gegen den Bundebeschluss ebenfalls als Vehikel für mehr Online-Medienaufmerksamkeit nutzen? Mit Blick auf die vergangenen Jahre wäre eigentlich zu erwarten, dass die SVP aus ihrem Referendum viel Kapital schlägt. Nicht nur, dass sich die Volkspartei in den letzten Jahrzehnten zur eigentlichen Meisterin der Kampagnenführung gemausert hat (vgl. dazu die Analyse zur Durchsetzungsinitiative), sondern mit der Asylpolitik ein Thema praktisch für sich alleine besetzt. Alleine, die Analyse der Artikel, in denen der Begriff „Asyl“ verwendet wird, zeigt ein ganz anderes Bild. Zwar wird die SVP im Zusammenhang mit diesem Begriff wesentlich häufiger genannt als alle anderen Parteien, ein zu erwartendes Kampagnenfeuerwerk lässt sich aber überhaupt nicht nachzeichnen. Ganz im Gegenteil etwa zur Durchsetzungsinitiative nimmt der Anteil Nennungen der SVP in asylpolitisch relevanten Artikeln in den acht Wochen vor den Juni-Abstimmungen sogar leicht ab. Abbildung 4: Die Parteien und das Thema 'Asyl' in den Online-Medien Bemerkungen: Untersuchungszeitraum: 1.1.-3.6.2016; 82 Schweizer Online-Medien; 12'100 Parteinennungen. Die Kalenderwochen 01-10 wurden nicht abgebildet. Bewahrheitet sich hier der von der SVP gemachte Vorwurf, dass die Medien die Anliegen der Volkspartei ignorieren? Wohl kaum. Keine andere Partei verstand es in den letzten Jahren besser, mit medienrelevanten Ereignissen Aufmerksamkeit zu generieren. Als alternative Interpretation drängt sich eher die Vermutung auf, dass sich die SVP beim Abstimmungskampf zum Asylreferendum überraschend stark zurückhält. Ein Indiz dafür ist auch der ungewöhnlich stille Auftritt im Inserate- und Plakatwerbungsmarkt. Ob dies damit zu tun hat, dass die SVP die eigenen Mittel für andere Kampagnen spart oder damit, dass sie sich mit dem zweiten Bundesratssitz künftig weniger oppositionell gebärden möchte, kann mit Chronik-ON nicht beantwortet werden. Aus Sicht der Kampagnenforschung ist der vergleichsweise sehr laue Auftritt der SVP in ihrem eigentlichen Kernthema aber schon überraschend. Fazit: Meinungsbildung in der direkten Demokratie Die Analysen von Chronik-ON zeigen, dass Parteien aus der direkten Demokratie Profit ziehen können: Ein eigenes Initiativbegehren kann tatsächlich als Schwungrad dienen und im Verhältnis zu mehr Online-Medienaufmerksamkeit führen. Freilich steuert die Partei aktiv mit, ob sie diese Aufmerksamkeit auch erhält oder nicht. Zudem gibt es Parteien – allen voran die SVP – die den Tanz mit den Medien besser beherrschen als andere. Die direkte Demokratie bietet aber letztlich für alle Parteien auch abgesehen von eigenen Initiativbegehren mancherlei Möglichkeiten, mediale Aufmerksamkeit zu generieren. Weil sich viele Bürgerinnen und Bürger an den Argumenten ihrer Partei orientieren, sind Parteien wichtige Sprachrohre. Indem sie sich aktiv mit ihren Argumenten für oder gegen eine Abstimmungsvorlage einsetzen leisten sie einen zentralen Beitrag für die Meinungsbildung. Die insbesondere in den acht Wochen vor der Abstimmung abflachenden Kurven hinsichtlich Parteinennungen bei den vier von Chronik-ON betrachteten Abstimmungsvorlagen vom 5. Juni scheinen aber nahe zu legen, dass die Parteien diesen Beitrag nur in mässigem Umfang leisten. Freilich bleibt die Frage, ob die Parteien von den Online-Medien einfach zu wenig stark beachtet werden oder ob sie ihre Einmischungsversuche zu wenig medienwirksam verpacken. |
Schweizer Politik in den Online-Medien |
Parteien vereint im Widerstand gegen bedingungsloses Grundeinkommen. |
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Die Initiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen ist aus Sicht der Gegner ein gefährliches Experiment. Ein Ja beim Urnengang vom 5. Juni würde das gesamte Wirtschafts- und Sozialsystem auf den Kopf stellen, warnt das Nein-Komitee. Der Landbote, 03.05.2016 |
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Tamedia-Abstimmungsumfrage: 59 Prozent wollen dem SBB-Chef den Lohn kürzen. |
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Eine Mehrheit will die Service-public-Initiative annehmen. Auch die Milchkuh-Initianten sind auf Kurs, wie die neuste Umfrage bei über 10'000 Personen zeigt. 20 Minuten (DE), 06.05.2016 |
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Asilo: giovani Verdi raccomandano scheda bianca il 5 giugno. |
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Contrariante al partito nazionale, favorevole alla revisione della legge sull'asilo, la sezione giovanile dei Verdi, riunita oggi a La Fouly (VS), raccomanda di mettere nell'urna una "scheda bianca critica" alla votazione del prossimo 5 di giugno.
Per gli altri oggetti non sussistono divergenze: sì all'iniziativa "Per un reddito di base incondizionato", no a quelle "A favore del servizio pubblico" e "Per un equo finanziamento dei trasporti" (detta anche della "Vacca da mungere") e libertà di voto sulla modifica della Legge sulla medicina della procreazione. Giornale del Popolo, 07.05.2016 |
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SVP-Delegierte sagen klar Ja zur "Milchkuh-Initiative". |
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Langenthal BE (awp/sda) - Die SVP Schweiz sagt klar Ja zur "Milchkuh-Initiative", mit 484 zu 5 Stimmen. Das revidierte Asylgesetz, gegen welches die Partei das Referendum ergriffen hatte, fiel an der Delegiertenversam... Cash, 23.04.2016 |
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Die Umfrageergebnisse auf einen Blick. |
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Hier die Trends der SRG-Umfrage zur Abstimmung vom 5. Juni 2016. Schweizer Radio und Fernsehen (SRF), 25.05.2016 |
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Une initiative vraiment «Pour le service public»? |
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L’initiative «Pro Service public» doit être soutenue parce qu’elle vise à soustraire les anciennes régies à la logique du marché, est convaincu Denis de la Reussille, conseiller national PST/POP neuchâtelois. Pour la socialiste Maria Bernasconi, à la tête de l’Association du personnel de la Confédération, l’initiative est au contraire une tromperie Le Temps, 28.05.2016 |
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Andreas Meyer: Buhmann des Service public. |
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Der SBB-Chef ist beliebte Zielscheibe all jener, die den Abbau des Service
public beklagen. Sein Ruf ist dabei schlechter als seine Leistung. Das hat sich
der geschliffene Manager jedoch selber eingebrockt. Neue Zürcher Zeitung/NZZ am Sonntag, 24.05.2016 |
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Eidgenössische Abstimmungen: Parolenspiegel für den 5. Juni. |
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Am 5. Juni wird das Schweizer Stimmvolk zur Urne gebeten. Die politischen Parteien und Interessensvertretungen haben ihre Parolen gefasst. Finden Sie hier einen Überblick über alle Wahlempfehlungen. Neue Zürcher Zeitung/NZZ am Sonntag, 13.05.2016 |
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Chronik-ON analysiert die Politikberichterstattung in den wichtigsten Schweizer Online-Medien. Untersucht werden die Präsenz von Politikerinnen und Politikern und ihren Parteien, die Konjunktur von Themen bei Wahlen und Abstimmungen sowie deren medial begleitete Aufnahme und Bewirtschaftung durch die Parteien. |
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